Niedersachsens Seehäfen schlagen rund 50 Millionen Tonnen um

04.03.2019

Umschlagsvolumen seeseitig leicht rückläufig

Positive Entwicklung bei wertschöpfungsintensiven Stückgutverkehren

Mit rund 50 Millionen Tonnen umgeschlagener Seegüter (53 Millionen Tonnen in 2017), haben die neun niedersächsischen Seehäfen 2018 das herausragende Ergebnis des vorherigen Jahres, trotz steigender Tendenz im Stückgut- und Containersegment knapp verfehlt.

Während der Umschlag von Getreide und Futtermittel, bedingt durch den extrem trockenen Sommer ein Hoch erlebte, hat selbiger einen negativen Einfluss auf z.B. die Wasserstände der Inlandswasserstrassen und somit den Bedarf der Hinterlands-Raffinerien an Rohölen durch Produktionssenkung.

Nach dem zweistelligen Vorjahreswachstum im seeseitigen Stückgut, konnte dieses im abgelaufenen Jahr um weitere 9,7 % auf insgesamt 14,06 Millionen Tonnen gesteigert werden (12,82 Millionen Tonnen in 2017). Maßgeblich verantwortlich hierfür zeichnen sich der, um 18,3 % auf 655.790 TEU (554.449 TEU in 2017), stetig steigende Containerumschlag in Wilhelmshaven, das Handling diverser Komponenten für die Windenergie-Industrie über Cuxhaven sowie eine beachtliche Entwicklung des Forstprodukteumschlags (Holz und Zellulose) in Brake. Der Bereich Neufahrzeuge ist mit 1,78 Millionen Stück (1,92 Millionen Stück in 2017), trotz leichtem Rückgang, weiterhin ein Erfolgsgarant für Niedersachsens Hafenwirtschaft.

Ein Defizit, im Vergleich zum Vorjahr, wird im Umschlag von flüssigen und trockenen Massengütern verzeichnet. Nach noch gut 40 Millionen Tonnen in 2017, waren dies 2018 36 Millionen Tonnen. Die Haupteinflüsse sind hier eine vorübergehende Revision, sowie Tiefgangs bedingte Produktionsdrosselung (Sommerdürre) an mehreren, durch die niedersächsischen Häfen versorgte, Raffinerien. Der ungewöhnlich nasse Jahresanfang und plötzliche Wintereinbruch im März wirkten sich zusätzlich, zu den reduzierten Bauprojekten in der Region, umschlagsmindernd auf den Baustoff-Sektor aus. Die Verluste konnten leider nicht vollends durch das stark gestiegene Volumen an importiertem Futtergetreide und Speiseölen über Standorte wie Brake oder Oldenburg kompensiert werden.

„Ein Rekordergebnis wie in 2017 zu toppen ist immer eine große Herausforderung. Seitens der Akteure in den niedersächsischen Seehäfen hat man sich der großen Aufgabe angenommen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch alle äußerlichen Umstände mitspielen. Dies war in 2018 leider nicht der Fall. Ein meteorologisch gesehen ungewöhnliches Jahr erwies sich, mit all seinen Auswirkungen auf die verschiedensten Industrien, letztendlich als großes Hindernis für nahezu alle Beteiligten in unseren Seehäfen. Hiervon war primär der Umschlag trockener und flüssiger Massengüter negativ beeinflusst. Stand heute ist, selbst mit erneutem zweistelligem Wachstum, ein Containerterminal Wilhelmshaven noch nicht in der Lage solche – nicht zu beeinflussenden – Umstände alleine zu kompensieren. Unter Berücksichtigung der Entwicklung in den letzten Jahren, langfristig gesehen sicherlich schon. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass wir in Niedersachsen durch breite Diversifikation auch in solchen Geschäftsjahren unsere Position in der Nordrange behaupten können.“ sagte Timo Schön, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH. Die Prognosen für 2019 sind, wie man aus diversen Gesprächen mit den Unternehmen der Universalhafengruppe Niedersachsen entnehmen kann, durchaus positiv. Die erfolgreiche Positionierung in Nischenmärkten und die Stärkung von Massenmärkten wird weiter dynamisch ausgebaut.

Durch Suprastrukturinvestitionen in Höhe von rund 119 Millionen Euro für Gebäude und Ausrüstung setzten die privaten Unternehmen ein klares zukunftsweisendes Zeichen pro Hafenstandort Niedersachsen.

Für den individuell betrachteten Seegüterumschlag der neun niedersächsischen Seehafenstandorte ergibt sich, in alphabetischer Ordnung, folgende Situation:

Der Seehafen Brake verzeichnete in 2018 eine Steigerung des Umschlagsvolumen um 11 % auf 6,28 Millionen Tonnen (5,66 Millionen Tonnen in 2017). Im Stückgutumschlag wurde mit über 2 Millionen Tonnen das Vorjahresergebnis (1,63 Millionen Tonnen) um 23 % übertroffen. Hierzu haben vor allem gestiegene Volumen von Forstprodukten beigetragen. Auch der Umschlag von festem Massengut konnte, dank gestiegener Futtergetreide Volumina, auf 3,73 Millionen Tonnen um 4 % angehoben werden (3,58 Millionen Tonnen in 2017). Sehr erfreulich sind auch die 24% Steigerung beim flüssigen Massengut auf 554.579 Tonnen (448.208 in 2017), hier vordergründig der Umschlag von Speiseölen.

Cuxhaven weist im Vergleich zum Vorjahr ein gutes Ergebnis von +2% und 2,65 Millionen Tonnen (2,60 Millionen Tonnen in 2017) auf. Die weiterhin positive Entwicklung im Stückgutsegment auf 1,73 Millionen Tonnen (Vorjahresergebnis 1,66 Millionen Tonnen), hier speziell der Umschlag von Windkomponenten mit 149%iger Steigerung der Tonnage auf 230.361 Tonnen, konnten kleinere Verluste im Containersegment und den leichten Rückgang im Umschlag von Neufahrzeugen (423.315 Stk / 2018 und 476.176 Stk. / 2017) mehr als kompensieren. Das feste Massengut ist mit 610.095 Tonnen stabil und fast auf Vorjahresniveau (613.409 Tonnen). Beim flüssigen Massengut macht sich die Produktionseinstellung von Bacardi in Buxtehude bemerkbar, so wurden lediglich 28.804 Tonnen (31.268 Tonnen in 2017) umgeschlagen.

Der Seehafen Emden konnte 2018, trotz des drittbesten Ergebnisses im Autoumschlag überhaupt mit 1.356.897 Fahrzeugen (1.447.532 in 2017), ein Gesamtdefizit von -12 % nicht abwenden. So erzielte man ein immer noch gutes Umschlagsergebnis von insgesamt 4,47 Millionen Tonnen (5,08 Millionen Tonnen in 2017), welches weiterhin über den Jahren 2016 (4,33 Millionen Tonnen) und 2015 (4,30 Millionen Tonnen) liegt. Positive Entwicklungen gab es bei den Forstprodukten mit einem Zuwachs um 10,8 % auf 472.977 Tonnen (427.018 Tonnen in 2017) und der Warengruppe Chemische Grundstoffe mit 188.604 Tonnen (122.046 Tonnen in 2017). Wie überall wirkte sich auch am Standort Emden der für die Bauindustrie schwierige Jahresanfang negativ auf den Umschlag von Baumineralien aus, dies spiegelt sich in 795.682 Tonnen im Vergleich zu 1,18 Millionen Tonnen in 2017 wieder.

Der Hafenstandort Leer kam in 2018 auf ein stabiles seewärtiges Umschlagsergebnis von 56.246 Tonnen und konnte damit das Ergebnis des Vorjahres nicht gänzlich (58.594 Tonnen in 2017) treffen, liegt aber weiterhin deutlich über den Jahren 2016 (42.698 Tonnen) sowie 2015 (38.524 Tonnen). Beim Binnenschiffsumschlag wurden in Leer 303.027 Tonnen Güter verladen. Vornehmlich handelt es sich bei den im Hafen Leer umgeschlagenen Produkten um Futter- und Düngemittel sowie Baustoffe.

Der Seehafen Nordenham registriert für 2018 eine Umschlagsabnahme um -15% auf 2,71 Millionen Tonnen (3,18 Millionen Tonnen in 2017). Auch hier musste man sich an einem sehr guten Vorjahr messen und liegt dennoch über dem Niveau von 2016 und 2015. Im trockenen Massengut, hauptsächlich Kohle, sind Partien hausintern über den Standort Wilhelmshaven umgeroutet worden, was zu einem geringeren Ergebnis von 2,35 Millionen Tonnen (2017 2,75 Millionen Tonnen) geführt hat. Im flüssigen Massengut wurden 215.091 Tonnen Mineralölprodukte (260.615 Tonnen in 2017) über die Kaikante bewegt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es 2017, durch Ausfall einer Raffinerie, zu einem überproportionalen Anstieg (50%+) des Imports kam.

Beim Stückgutumschlag liegt die Begründung für den Rückgang auf 106.023 Tonnen (124.023 Tonnen in 2017) in dem gedrosselten Ausbau von Offshore-Windparks.

Der Oldenburger Hafen konnte im abgelaufenen Jahr die angepeilte Grenze von 1 Millionen Tonnen nicht ganz erreichen, so kam man in Kombinationen See- und Binnenverkehre auf 994.597 Tonnen. Erwähnenswert ist hierbei der seeseitige Anstieg um 30% auf 83.614 Tonnen (64.412 Tonnen in 2017) und dass trotz weiterhin ausstehender Fertigstellung des Wendebeckens. Die Oldenburger Hafenwirtschaft wurde 2018 besonders stark durch meteorologische Ausnahmesituationen beeinflusst. Die Nachfrage an Baustoffen war bedingt durch den nassen Jahresanfang und plötzlichem Wintereinbruch zum Ende des ersten Quartals hinter der Erwartung, im Laufe des Jahres wiederrum fehlte ob des Niedrigwassers auf dem Rhein entsprechende Binnenschiffstonnage welche für das Segment Sekundärstoffe wichtig ist. Der Bereich Futtermittel wiederrum profitierte von dem heißen Sommer und den damit verbundenen schlechten Ernteergebnissen.

Der Hafen Papenburg konnte seeseitig mit 599.105 Tonnen das herausragend gute Ergebnis aus 2017 (647.217 Tonnen) nicht wiederholen und blieb um 7% unter dem Vorjahresergebnis. Zieht man den Vergleich zu den Jahren 2016 (559.976 Tonnen) und 2015 (586.827 Tonnen) lässt sich für Papenburg jedoch eine sehr positive Entwicklung verzeichnen. Während bei den Schiffs- und Konstruktionsteilen, Holzabfällen und Getreide/Futtermitteln Zuwächse je im 10.000 Tonnen Bereich verzeichnet werden konnten, blieb der Umschlag von Torf, Dünger witterungsbedingt sowie Schlacke und Kies, ob mangelnder Bauprojekte (Autobahn) hinter dem Vorjahresvolumen zurück.

Stade konnte mit 5,66 Millionen Tonnen ein stabiles Ergebnis im Seeverkehr vorweisen (Vorjahr 5,79 Millionen Tonnen). Bedingt durch einen Wartungsstopp einer großen Stader Produktionsanlage und der Umverlagerung einiger Gutarten über den Stader Hafen von See- auf Binnenschiffsverkehre, wurde das sehr gute Ergebnis aus 2017 nicht ganz getroffen. Während der Stückgutumschlag um 14% auf 14.855 Tonnen zunahm, blieben flüssige Massengüter mit 2,55 Millionen Tonnen und trockenes Massengut mit 3,09 Millionen Tonnen dezent unter Vorjahresniveau.

Der Hafenstandort Wilhelmshaven bleibt mit 27,34 Millionen Tonnen rund 10% hinter dem Ergebnis aus 2017 (30,29 Millionen Tonnen). Sehr positiv hat sich an dem Standort der Containerterminal entwickelt, hier wurden im letzten Jahr 655.790 TEU und somit 18,3% mehr Container als 2017 bewegt.

Somit konnte das Vorjahresergebnis zum dritten Mal in Folge im zweistelligen Bereich übertroffen werden. Der Umschlag von flüssigem Massengut lag mit 16,66 Millionen Tonnen rund 18% unter dem Ergebnis aus 2017. Begründet wird der Rückgang durch die geplante Revision und den damit verbundenen Produktionsstopp einer an Wilhelmshaven angeschlossenen Raffinerie sowie der Produktionssenkung einer durch den Standort versorgten Hinterlandsraffinerie, die durch den niedrigen Wasserstand des Rheins ihre Produktionsmengen reduzieren mussten, da die Distribution ihrer Produkte nicht in gewohnten Größenordnungen per Binnenschiff vollzogen werden konnte. Im Segment der festen Massengüter musste ein Rücklauf von 10% auf 3,77 Millionen Tonnen verzeichnet werden, hier vordergründig bei Kohle und Baumineralien. Während der Rücklauf bei den Baustoffen den marktüblichen Schwankungen entspricht, ist die Mindermenge an Steinkohle auf diverse Kraftwerksstillstände zurück zu führen.

Weitere Informationen zu der Jahrespressekonferenz der niedersächsischen Seehäfen erhalten Sie hier.

 

Bild, v. l.:
Timo A. Schön, Geschäftsführer Seaports of Niedersachsen GmbH;
Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung;
Holger Banik, Geschäftsführer Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG.